Aus- und Ableitende Verfahren

“Findest Du einen Schmerz an einem Ort, so wisse, dass die Natur an diesem Ort eine Austrittstelle haben will.” - Paracelsus

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  1. General Details

    «Findest Du einen Schmerz an einem Ort, so wisse, dass die Natur an diesem Ort eine Austrittstelle haben will.»  – Paracelsus

    In früheren Zeiten haben Ärzte oft versucht, durch das Ausleiten ‘schlechter Säfte’ die Kranken zu heilen. Der Begriff «Ausleiten» bedeutet, dass eine künstliche Öffnung geschaffen wird, z.B. beim Aderlass oder beim blutigen Schröpfen. «Ableitende» Verfahren nutzen die natürlichen Ausscheidungskanäle des Körpers, z.B. trockenes Schröpfen oder das Anregen der Entgiftung über Leber, Niere und Haut mittels Pflanzenheilkunde.

    • Schröpfen
    • Baunscheidtieren
    • Cantharidenpflaster
  2. Schröpfen

    Beim Schröpfen werden Hohlkörper auf der Haut angebracht, in denen ein Vakuum (mittels Feuer, Gummiball oder Vakuumpistole) erzeugt wurde. Das regt die Durchblutung an. Das vermehrte Blutvolumen bringt Sauerstoff und Nährstoffe in das Gewebe und liegengebliebene Stoffwechselprodukte werden abtransportiert. Schröpfen löst lokale Verklebungen im Gewebe, erwärmt und stimuliert das Immunsystem, es beeinflusst aber auch innere Organe. Bestimmte Zonen auf der Haut stehen mit bestimmten inneren Organen in Verbindung. Stimuliert man eine solche Zone, reagiert natürlich zum einen die Haut- und Bindegewebszone, aber reflektorisch wird auch der Stoffwechsel des zugehörigen inneren Organs angeregt.
    Diese Methode eignet sich besonders bei chronischen Schwächezuständen, rheumatischen Beschwerden, Muskelschmerzen, Atemwegserkrankungen und zur Durchblutungssteigerung (lokal und innere Organe).
    Das trockene Schröpfen ist eine schmerzlose Anwendung. Durch den Sog der Schröpfköpfe können allerdings für ein paar Tage blaue Flecken zurückbleiben.

    Beim blutigen Schröpfen wird vor dem Anbringen der Schröpfköpfe mit Hilfe einer Lanzette die Haut an mehreren Stellen angeritzt. Das entspricht in etwa einem Fingerpieks zur Blutentnahme, nur halt ein paarmal hintereinander. Durch den Unterdruck im Schröpfkopf wird Blut an die Oberfläche gesaugt. Der Blutverlust beträgt aber nur ein paar Milliliter pro Glas.
    Das blutige Schröpfen kommt zum Einsatz, wenn es sich um gestaute Organe handelt, z.B. bei Stauungsgastritis, Bluthochdruck, Kopfschmerzen (wenn diese auf einer Stauung im Kopfbereich beruhen) oder schmerzhaften Aufquellungen im Gewebe.

    Schröpfmassage – siehe Klassische Massage

  3. Baunscheidtieren

    Beim Baunscheidtieren wird mit einem Nadelstempel mehrmals hintereinander auf die Haut geklopft. Dabei wird die oberste Hautschicht leicht geritzt. Anschliessend wird ein hautreizendes Öl aufgetragen. Gegebenenfalls wird die behandelte Stelle noch mit unbehandelter Schafwolle oder Naturzellstoff eingepackt, um die Wirkung zu erhöhen.
    Es bilden sich Quaddeln ähnlich wie nach einer Begegnung mit einer Brennessel. Die Durchblutung wird stark angeregt und zwar lokal im behandelten Gewebe und reflektorisch in den zugeordneten inneren Organen. Durch die «künstliche Entzündung» wird das Immunsystem aktiviert und Reparaturmechanismen kommen in Gang. Das führt zur Entgiftung des Gewebes und wirkt daher entzündungshemmend und schmerzlindernd.
    Insgesamt ist der gesetzte therapeutische Reiz grösser als beim Schröpfen.
    In der Regel wird die Erwärmung des Gewebes als angenehm empfunden. Gelegentlich tritt mässiger bis starker Juckreiz oder Brennen auf. In sehr seltenen Fällen kann die behandelte Stelle anschliessend eine Hyperpigmentierung (vermehrte Pigmenteinlagerung in der Haut) aufweisen.

    Das Baunscheidtieren kann bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern eingesetzt werden, z.B. beim Schulter-Arm-Syndrom, Arthrose, Neuralgien, Rheuma, Abwehrschwäche, Reizdarm, PMS und vielen mehr.

  4. Cantharidenpflaster

    Bei dieser Methode wird eine Paste aus der Spanischen Fliege (Lytta vesicatoria; eigentlich eine Käferart) auf die Haut aufgetragen, mit einem Pflaster abgedeckt und vier bis zwölf Stunden auf der Haut belassen. Die Paste wirkt sehr stark hautreizend. Es entsteht eine Blase, unter der sich blass-gelbliche Lymphflüssigkeit ansammelt. Deshalb wird diese Methode auch «weisser Aderlass» genannt.
    Die Blase wird unter sterilen Bedingungen eröffnet, ohne die Blasenhaut abzutragen. Anschliessend wird die behandelte Stelle steril verbunden.
    Die durch die Haut ausgeschiedene Lymphe trägt zur Entgiftung des Gewebes bei und bringt den Heilungsprozess in Schwung. Es erfolgt auch eine stark durchblutungsfördernde reflektorische Wirkung auf innere Organe.

    Cantharidenpflaster können bei Erkrankungen des Bewegungsapparates (z.B. Arthrose, Tennisellenbogen, Hexenschuss etc.) oder HNO-Erkrankungen (z.B. chronische Mittelohrentzündung, chronische Nebenhöhlenentzündung, Tinnitus u.a.) eingesetzt werden.